Die dunkle Seite der Kindheit

Der Kinder- und Jugendarzt Rainer Böhm hat heute einen ausgezeichneten und kämpferischen Artikel in der FAZ publiziert. Tenor: Die Familienpolitik wird mit ihrer Krippenoffensive den Kindern nicht gerecht. Gewissenhafte und umfängliche Studien belegen, dass Kleinkinder in den Krippen enormem Stress ausgesetzt sind (der sich am Cortisol-Spiegel ablesen lässt). Die Folgen für die Kinder sind kaum zu unterschätzen:

Am beunruhigendsten war indes der Befund, dass Krippenbetreuung sich unabhängig von sämtlichen anderen Messfaktoren negativ auf die sozioemotionale Kompetenz der Kinder auswirkt. Je mehr Zeit kumulativ Kinder in einer Einrichtung verbrachten, desto stärker zeigten sie später dissoziales Verhalten wie Streiten, Kämpfen, Sachbeschädigungen, Prahlen, Lügen, Schikanieren, Gemeinheiten begehen, Grausamkeit, Ungehorsam oder häufiges Schreien. Unter den ganztags betreuten Kindern zeigte ein Viertel im Alter von vier Jahren ein Problemverhalten, das dem klinischen Risikobereich zugeordnet werden muss. Später konnten bei den inzwischen 15 Jahre alten Jugendlichen signifikante Auffälligkeiten festgestellt werden, unter anderem Tabak und Alkoholkonsum, Rauschgiftgebrauch, Diebstahl und Vandalismus. Noch ein weiteres, ebenfalls unerwartetes Ergebnis kristallisierte sich heraus: Die Verhaltensauffälligkeiten waren weitgehend unabhängig von der Qualität der Betreuung. Kinder, die sehr gute Einrichtungen besuchten, verhielten sich fast ebenso auffällig wie Kinder, die in Einrichtungen minderer Qualität betreut wurden. Grundsätzlich zeigte sich aber, dass das Erziehungsverhalten der Eltern einen deutlich stärkeren Einfluss auf die Entwicklung ausübt als die Betreuungseinrichtungen.

Fazit des FAZ-Artikels (vom 04.04.2012, Nr 81, S. 7):

Chronische Stressbelastung ist im Kindesalter die biologische Signatur der Misshandlung. Kleinkinder dauerhaftem Stress auszusetzen, ist unethisch, verstößt gegen Menschenrecht, macht akut und chronisch krank. Ein freiheitlicher Staat, der frühkindliche Betreuung in großem Umfang fördert, ist verpflichtet nachzuweisen, dass Kleinkinder keine chronische Stressbelastung erleiden. Das staatliche Wächteramt gebietet, eine Gefährdung des Kindeswohls gerade in öffentlichen Institutionen auszuschließen. Der Gesetzgeber sollte daher von seinen derzeitigen Planungen Abstand nehmen, ein Recht auf außerfamiliäre Betreuung ab dem ersten Geburtstag einzuführen.

Es lohnt sich heute, die Druckausgabe zu kaufen.

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35 Kommentare
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11 Jahre zuvor

Ich finde es wichtig, dass die „Anti-Familienpolitik“ der Regierung mal ins rechte Licht gerückt wird. Danke für den Artikelhinweis Ron! Ich kann immer noch nicht verstehen, warum so viele Eltern ihre Kinder leichtfertig in eine Krippe abgeben möchten…

theonik
11 Jahre zuvor

Ich glaube nicht, dass Eltern ihre Kinder „leichtfertig“ in die Krippe geben, sicher gibt es eine handvoll Eltern die sich tatsächlich keinen Kopf darüber machen oder gar aus Überzeugung handeln, aber das trifft m.E. in den wenigsten Fällen zu. Es spielen andere Gründe in der Regel finanzielle, bzw. berufliche oder die Frage des eigenen Familien und Rollenverständnis eine Rolle. Ich bin mit der Familienpolitik so auch nicht einverstanden. Vor allem das Betreuungsgeld setzt die falschen Anreize. Ich glaube jedoch nicht das medizinische Argumente (Stress der Kinder) hier zum einlenken führen werden. Auch wenn es statistisch nachgewiesen ist dass Kinder hier zusätzlichen Anforderungen, Anstrengungen, Aufgaben ausgesetzt sind, muss das nicht bedeuten, dass ALLE zwangläufig zur Bindungsunfähigkeit verdammt sind. Jedes Kind reagiert anders das gilt auch für den Eintritt in den Regelkindergarten. Manche braucht selbst da sehr lange für andere ist es kein Problem. Die Regierung sollte ihr (oder dieses oder vielmehr unser) Geld in den Ausbau des Betreuungsangebots stecken und den… Weiterlesen »

nik
11 Jahre zuvor

Es ist ja schön dass immer von irgendwelchen Studien die Rede ist, die beweisen sollen das Krippenkinder später dissoziales Verhalten aufweisen ohne die Quelle zu nennen. Nennt denn Rainer Böhm in seinem Artikel die Studien?

logan
11 Jahre zuvor

@nik
Er nennt am Anfang eine „Längsschnittstudie des Entwicklungspsychologen Thomas
Achenbach (Universität Vermont)“, die „nach Untersuchungen an mehr als 3000 Schülern einen deutlichen Rückgang sozioemotionaler Kompetenzen feststellte.“

Hauptsächlich bezieht sich der Autor jedoch auf eine NICHD-Studie:

„Unter der Regie des renommierten National Institute of Child Health and Development (NICHD) entwickelte eine Gruppe weltweit führender Spezialisten für frühkindliche Entwicklung Anfang der neunziger Jahre ein ausgefeiltes Untersuchungsdesign, in dem nahezu alle Faktoren berücksichtigt wurden, die für die kindliche Entwicklung relevant sind. Daraufhin
wurden mehr als 1300 Kinder, überwiegend aus weißen Mittelschichtfamilien, im Alter von einem Monat in die Studie aufgenommen. Über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren wurden sodann die kognitive Entwicklung und das Verhalten der Kinder detailliert gemessen.“


ein wirklich interessanter artikel. danke für den tipp!

Carmen Duelli
11 Jahre zuvor

Ein ausgezteichneter und sehr wertvoller Artikel. Danke Herr Dr. Böhm.

nik
11 Jahre zuvor

@logan
Vielen Dank für die Quellen.
Wenn Bömer in seinem Artikel mit einer Studie des NICHD argumentiert, dann argumentiert er ja tatsächlich wissenschaftlich fundiert. Wenn auch nicht unbedingt sehr differenziert. Aber wenn man differenzierter argumentiert, wäre es ja auch weniger kämpferisch.

nik
11 Jahre zuvor

Entschuldigung. Der Autor heißt ja Böhm, nicht Bömer.

Susanne
11 Jahre zuvor

Es sind nicht nur finanzielle Gründe, dass Kleinkinder in der Krippe abgegeben werden. Ganz im Gegenteil! Die meisten Aussagen die ich höre sind, ich will doch nicht nur von Kinder und Haushalt reden können, oder einfach das man sich selbst verwirklichen will. Der Lebensstandart will beibehalten werden. Die wenigsten sind bereit für ihre Kinder Abstriche zu machen und vielleicht auch mal einen Urlaub, das teurere Auto oder sonstigen Luxus sein zu lassen. Klar gibt es auch die ein oder andere Familie die es finanziell brauchen. Unsere Erfahrung ist, dass wir belächelt werden weil ich zu Hause bleibe und die Kinder betreue. Aber uns ist wichtig, dass wir die Kinder prägen, ihnen Werte vermitteln, mit ihnen Dinge zu Verarbeiten die sie erleben und noch vieles andere. Ein bisschen Egoismus ist auch dabei 🙂 Wir möchten in keinem Fall verpassen wenn sie Fortschritte machen, das erste mal Mama oder Papa sagen oder gar laufen lernen. Danke für den Artikel, den der bestätigt… Weiterlesen »

Sylvia
11 Jahre zuvor

Liebe Susanne,

so einen Egoismus 🙂 find ich toll und kann dir nur zustimmen. Sowas will auch ich auf keinen Fall verpassen wollen.
Es wäre schön, wenn viele Frau diesen „gesunden Egoismus“ hätten .-), dann würde vieles anders aussehen.

Danke für den Artikel.

LG, Sylvia

Schandor
11 Jahre zuvor

will auch ich auf keinen Fall verpassen wollen“ – da versteht jemand aber was vom unfreien Willen 😉

Rich
11 Jahre zuvor

Hallo zusammen, ich finde auch, dass Dr. Böhm hier einen sehr interessanten Artikel geschrieben hat. Ohne seine Expertise hier in Frage stellen zu wollen, möchte ich doch einige Punkte zu bedenken geben, da ich selber Psychotherapeut bin (wenn auch nicht für Kinder und Jugendliche), in der Forschung tätig und Erfahrung mit groß angelegten sozialwissenschaftlichen Studien habe. 1) Als erstes hat mich überrascht, dass die Autoren der Studie selbst die Hauptergebnisse in etwas anderem Lichte darstellen. Die Ergebnisse sind (für Eltern verständlich) aller Öffentlichkeit zugänglich (http://www.nichd.nih.gov/publications/pubs/upload/seccyd_051206.pdf). Auf Seite 1 werden die Ergebnisse in 3 Sätzen zusammengefasst: Kinder die ausschließlich von der Mutter betreut wurden, entwickeln sich nicht anders als Kinder die von anderen (also in Krippen) betreut werden. Es werden auch die von Hr. Böhm berichteten Unterschiede dargestellt – aber die Hauptergebnisse der Studie sind dies anscheinend nicht. 2) Die gefundenen Unterschiede sind zwar statistisch signifikant, aber nicht groß – also nicht so deutlich ausgeprägt, wie z.B. ein Unterschied im IQ… Weiterlesen »

Tobias W.
11 Jahre zuvor

Hallo ihr lieben,

ich bin sehr an diesem Artikel interessiert, habe allerdings nicht mehr die Möglichkeit an die Printausgabe zu kommen.

Wäre jemand so lieb und kann den Artikel für mich einscannen und zuschicken?
Meine Email ist: twedel (at) gmx [punkt] net.

Würde mich sehr freuen, vielen Dank! 🙂
Tobias

nik
11 Jahre zuvor

@Rich.
Super Kommentar. Danke für den link zur Studie vom NICHD. Es lohnt sich die Studie mal zu lesen.

11 Jahre zuvor

Wen interessiert’s? Hauptsache Mutti hat ihr Jodeldiplom.

Colonel
11 Jahre zuvor

Es soll sogar Leute geben, die während der Elternzeit (1 Jahr) 300€ Kindergeld bekamen, nach dem Jahr daheim nur noch 365€ BAföG erhalten und sich immer und immer wieder für die Beendigung der Elternzeit nach einem Jahr entscheiden würden.

Diese Leute sollen sogar glückliche Kinder haben, eine glückliche Beziehung führen, ein Leben, das sie ausfüllt- sie alle, ja auch die Kinder.

Naja, aber diese Leute kennen die Studien nicht, die eindeutig und wissenschaftlich belegen, dass sie im Grunde kein glückliches Kind haben können. Sie kennen die darauffolgenden Kommentare nicht, dass sie entweder egoistisch sind und Luxus erstreben (YEAH, 65€ mehr im Monat 😉 ) oder schlichtweg ungebildet sind.

Mal ganz unabhängig von der Familienpolitik (die will ich hier gar nicht angesprochen haben, natürlich sollte man mehr auf die Qualität von Krippen und Kindergärten(!) achten, als auf die Quantität) manche Kommentare hier sind absolut unreflektiert.

Weil andere Eltern andere Lebensentwürfe haben, sind sie keine schlechteren oder besseren Eltern..

Lars
11 Jahre zuvor

Was für ein Quark!
Mit dem Satz: „Grundsätzlich zeigte sich aber, dass das Erziehungsverhalten der Eltern einen deutlich stärkeren Einfluss auf die Entwicklung ausübt als die Betreuungseinrichtungen.“ widerspricht sich doch der selbsternannte Kinder -und Jugendexperte selbst, indem er seine hanebüchenen und haarsträubenden Thesen sofort relativiert.
Sollen doch die weltfremden CSU- Wähler ihre Kinder zu Hause bei Mutti einsperren und abschotten als sie in der Gemeinschaft unter anderen Kindern Duchsetzungsvermögen und Sozialkompetenz zu üben.
Selbstverständlich darf es auch nicht so sein, dass man die Kinder nicht nur in der Krippe abgibt und vergisst, und den Rest der Erziehung zu Hause vernachlässigt.
Im Grunde geht es darum, Familie und Job unter einen Hut zu bekommen. Hierzu ist ein Krippenplatz unabdingbar.
Im Osten sind alle Kinder (mitunter schon ab 6 Wochen) in die Krippe gegangen, weil die Mütter arbeiten gegangen sind. Kann mich nicht erinnern, unter Verbrechern, Saufköppen und Schlägern groß geworden zu sein…!!!

Lars
11 Jahre zuvor

Das meinte es auch nicht! Eher, dass daheim betreute Kinder m. E. nach eher weltfremd und soziophobisch wirken oder sogar sind.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Kinder (jedoch nicht unter 1 Jahr!) durchaus eine Betreuung außerhalb „verkraften“, und dass das Angebotsspektrum einer Kita von einer einzelnen Mutter daheim überhaupt nicht abgebildet werden kann.
Mag sein, dass die Daheim- Betreuung für manche Eltern die Offenbarung ist, aber eben auch nur für die Eltern selbst. Für die Gesamtentwicklung des Kindes aber durfte diese Form der „Unterbringung“ eher kontraproduktiv sein. So sind zumindest meine Erfahrungen.
Für eine Hausbetreuung kann ich leider keinerlei Vorteile erkennen. Es ist dann doch mehr der Wunsch der Eltern (Mutter), die diesen Wunsch dann auch dem Kind suggerieren.

Peter
11 Jahre zuvor

@Lars und Ron:
In der „Brigitte“-Psychologie gibt es das Vorurteil des unsozialen Einzelkindes – Forschungen haben das bereits mehrfach widerlegt. Eltern von Einzelkinder achten in der Regel bewusster auf die soziale Erziehung als andere Eltern, was zur Folge hat, das Einzelkindern, wenn nicht sogar sozialer, aber zumindest genauso sozial eingestellt sind wie andere.

Was mich massiv an den Diskussionen zu diesen Themen stört: Es werden per se alle/fast alle Eltern als erziehungsunfähig hingestellt. Ist es denn wirklich so, dass es in der breiten Masse für die Kinder sinnvoller ist, fremdbetreut zu werden?

Gruß
Peter

11 Jahre zuvor

@Lars: Wieso sollte die Art und Weise der Erziehung und sogar ihre Inhalte auch nicht von den Eltern bestimmt werden? Artikel 6 des Grundgesetzes motiviert und verpflichtet Eltern sogar dazu. Der Staat hat die Aufgabe dieses Hoheitsrecht zu schützen. Dass eine zunehmend materialistisch idealisierte Gesinnung dieses Recht und die damit verbundene Verpflichtung aus dem Fenster wirft, ist beschämend.

Überhaupt erleben wir zurzeit eine paradoxe Entwicklung in unserem Land. Einerseits werden Kindertagesstätten in großem Umfang gefördert und Tagesmütter werden häufiger beansprucht; Berufe also, die die Aufgaben einer Mutter, zumindest zeitweise, ersetzen sollen. Andererseits wurde der Berufung, dem Beruf Mutter zu sein, selten so wenig Achtung und Respekt entgegengebracht, wie heute. Politik und Medien projizieren ein Zerrbild des Mutter- und Hausfrauenberufes, das von schwarz-weiß bebilderter 50er Jahre Stimmung bis hin zu Vorwürfen der Frauenunterwürfigkeit, Bildungsferne und Faulheit alle Klischees zu bedienen vermag. Diese moralisierende, linke Meinungsmache verkehrt die Aufgabe der Politik auf (traurig-)lächerliche Weise.
Grüße, Raphael

Lars
Reply to  RaSchu
11 Jahre zuvor

@RaSchu „…Wieso sollte die Art und Weise der Erziehung und sogar ihre Inhalte auch nicht von den Eltern bestimmt werden?…“ – Habe ich in keinster Weise behauptet!!! Es wird ja sicher nicht so sein, dass der Staat dir vorschreiben wird, du hast dein Kind abzugeben. Die Wahlfreiheit bleibt doch erhalten. Nur sehe ich nicht ein, warum man eine Herdprämie als Dankeschön fürs Zuhausebleiben kassieren soll. Das wird wohl eher die Ruhigstellungprämie sein, damit niemand sein Recht auf Betreuung ab 2013 mehr einklagen kann, der die Prämie in Anspruch nimmt. Die Politik (CSU/CDU) verkauft es natürlich als rosarote Heile- Welt- Familieen- Kampangne mit achso christlichem Hintergrund. Das Modell „Mutti bleibt zu Hause, kocht, wäscht, näht und macht die Kinder, während Vati nach 12 Stunden aus der Arbeit kommt und sich die Kinder nur noch mal schlafend anguckt“ gehört nicht ins Jahr 2012. Das mag sicher das Klischee schlechthin sein aber es trifft doch zu! Studien hin oder her – für mich… Weiterlesen »

nik
11 Jahre zuvor

@Ron: „Die harten Fakten (nicht Deine persönliche Erlebnisse) sprechen dafür, dass die Bildung und Sozialkompetenz bei Kindern, die zu Hause aufwachsen, höher ist. “ Welche Harten Fakten denn, die würden mich interessieren. Und nicht irgendwelche Artikel oder Essays aus Zeitungen in denen auf „wissenschaftliche erkenntnisse“ verwiesen wird. Sondern wirklich mal die Originalstudien. Sogar die NICH-Studie die in dem Böhm Artikel erwähnt wird, und hier im Forum auch schon verlinkt wurde kommt nicht zu diesem Ergebnis. Aus der Studie: „Center-based child care is associated with both positive and negativ effects. This type of care is linked to better cognitive development through age 4,5 and to more positve social behaviour through age 3. But center-based and large-group settings are also associated with more problem behaviour just before and just after school entry. These types of care are also linked to more ear infection (…).“ Zumindest diese Studie kommt nicht zu dem Ergebnis dass Bildung und Sozialkompetenz bei Kindern die daheim aufwachsen höher… Weiterlesen »

nik
11 Jahre zuvor

Entschuldigung. Es müssste heißen NICHD-Studie.

11 Jahre zuvor

@Lars: Es geht bei dem Betreuungsgeld darum, die Wahlfreiheit zu stärken. Es sollen auch die Eltern unterstützt werden, die ihr Kind in den ersten Jahren zuhause erziehen wollen. Dabei greift die Regierung den Wunsch vieler Eltern auf und unterstützt ihn. Siehe hier: http://theoblog.de/postdemokratisches-meinungsklima/17232/

Diese ideologisch motivierten Hetzparolen (Herdprämie, etc.) und die Bevormundung und Diskreditierung elterlicher Rechte, Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten hat nichts mit der Realität zu tun. Genauso wenig bedeutet Muttersein, die Zeit zuhause totschlagen.

Grüße,Raphael

Mario
11 Jahre zuvor

Die Frauen wollen arbeiten gehen, weil sie dadurch

1) endlich Geld für wesentlich weniger Arbeit verdienen, als sie zuhause verrichten
2) der vielen, ermüdenden Arbeit zuhause davonlaufen wollen
3) als emanzipiert gelten wollen

Schließlich haben wir ihnen ja lange genug eingetrichtert, sie seien zuhause nur das Heimchen am Herd, das gar kein Geld verdiene, während wir Männer schwer arbeiten, um auswärts Geld zu verdienen. Die Frau ist froh, dem heimlichen Herd zu entkommen, um sich in unheimliche (und schlecht bezahlte) Arbeit auswärts zu stürzen.

Denn die Frau muss emanzipiert werden, und wenn das schon nicht in der Entlohnung gelingt, dann wenigstens öffentlich. Schließlich ist es egal, dass die Frau finanziell nie gleichgestellt wird, solange sie als emanzipiert gilt. Man soll sie doch lassen.

Lutz
11 Jahre zuvor

Wenn ich mir die letzten Kommentare dazu durchlese, weiß ich nicht – ob jetzt nicht ganz klassisch Klischees bedient werden. Wieso ist hier eigentlich laufend von der Frau die Rede, die ihr Kind wegen X, Y (meist als Selbstverwirklichung dargestellt) in „Fremdbetreuung“ geben will? Ist die Mutter vielleicht die einzige Verantwortungsträgerin in diesem Prozess? Wie „Muttersein“ in dieser unserer Gesellschaft „erlebt“ wird, ist sehr komplex. Es gibt Mütter, die ihre Kinder deswegen in Kitas „fremdbetreuen“ lassen, weil das eigene Kind einfach keinen anderen Spielpartner außerhalb findet. Soziale Beziehungen vor Ort sterben ab, wenn man nicht „zusammen“ sein kann … Das kann keine Mutter kompensieren. Das heißt, es kann auch sehr von den lokalen „Gegebenheiten“ abhängig sein. Wahrscheinlich ist die ganze Problematik in all ihren Facetten gar nicht darstellbar. Was mich aber extrem stört, dass eine „männer (oder vater-) zentrierte“ Position hier völlig fehlt. Wieso denn immer auf dem Rücken der „Frauen“ argumentieren? Liegt es daran, dass der Prozentsatz alleinerziehender Mütter… Weiterlesen »

mtm
11 Jahre zuvor

@Ron: du hast heute morgen die Frage gestellt, warum Mütter ihre Kinder fremdbetreuen lassen. Ich bin Mutter von 2 Kindern, das Ältere geht seit 1,5 Jahren in die Kita. Hier nur mal meine persönliche Einstellung: ich wollte nie eine „alte“ Mutter sein. Mit 28 hatte ich eine Ausbildung, ein Studium und 2 Jahre Berufserfahrung geschafft. Nach einem Jahr Elternzeit wollte ich wieder an meinen Arbeitsplatz, zum einen um nicht rauszukommen, zum anderen auch, weil ich ja ohnehin noch nicht soviel Arbeitserfahrung nachweisen konnte. Mit 14 Monaten kam unser Kind in eine firmeninterne Krippe, ich habe in Teilzeit gearbeitet und dabei auch genossen, mal wieder in Ruhe etwas erarbeiten zu können, mein Gehirn wieder anzustrengen, mich mit Kollegen etc. über andere (intellektuellere) Thema als auf dem Spielplatz zu unterhalten (das ist nicht arrogant gemeint). Für diese Zeit war ich ICH und nicht Mutter von XY. Aber: die Zeit nach der Arbeit gehörte nur mir und meinem Kind. Wir haben immer viel… Weiterlesen »

11 Jahre zuvor

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Maja
9 Jahre zuvor

Wenn auch spät, aber immerhin 😉

Meine 2 Kinder sind mittlerweile erwachsen. Sie besuchten den Kindergarten jeweils ab 3 Jahren, eines notgedrungen auch schon die Krippe (eine hervorragende). Stünde ich heute wieder vor der Entscheidung würde ich mich allenfalls für den Kindergarten ab 4 Jahren, mglw. – käme auf das Kind selbst an – sogar erst ab 5 Jahren, entscheiden. Rate dies, wenn ich gefragt werde, natürlich auch in meinem Umfeld.

Bei Gesprächen rund um dieses Thema hör(t)e ich oft das Argument „das Kind wollte in den Kindergarten.“ – dazu kann ich nur sagen: (Klein)Kinder wollen ihre Eltern glücklich machen und sehen. Wenn Kinder also den Eindruck haben ihre Eltern mit etwas glücklich machen zu können, dann würden sie sogar – überspitzt formuliert – von einer Brücke springen. Sie nehmen also Dinge die sie eigentlich gar nicht wollen auf sich bzw. in Kauf.

Bea
9 Jahre zuvor

Ich bin alleinerziehende Mutter (gewesen), meine Tochter ist 33 und erwartet selbst ein Kind mit ihrem Mann. Für mich war es wichtig, meiner Tochter eine Möglichkeit zu bieten, mit anderen Kindern zusammen zu sein, gerade als Einzelkind und so habe ich nach einer freien Kita gesucht und sie gefunden. Meine Tochter ging vormittags für 3 Std. hin und hat eine wunderbare Zeit dort verbracht, die Eltern waren mit eingebunden, beim Kochen, Putzen, bei Ausflügen, Festen usw. mitzuhelfen. Als meine Tochter 4 Jahre alt war, gab ich sie in einen kirchlichen KiGa, den sie 1 Jahr besuchte, danach für 1 Jahr in die französische Vorschule, was leider eine Fehlentscheidung von mir und ziemliche Pleite war, da die Franzosen mit ihren Kindern, zumindest in dieser Einrichtung, ziemlich rigide umgingen – die Sprache konnte sie auch nicht lernen, da nicht auf sie eingegangen wurde und sie mehr oder weniger einfach nur versuchte, alles zu verstehen. Danach kam sie mit 6 Jahren in die… Weiterlesen »

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