Rob Bell

Der (unchristliche) Glaube der progressiven christlichen TOP-Influencer

Mike Winger hat kürzlich einen Vortrag über die progressiven Influencer im Raum der eigentlich bekenntnisorientierten Gemeinden gehalten. Er zeigt dabei – auch anhand von O-Ton-Zitaten, dass der Glaube, der in diesen Kreise angepriesen wird, sich deutlich von dem unterscheidet, was in der Bibel als „Glaube an Christus“ beschrieben wird. Ja, Leute wie Richard Rohr oder Rob Bell predigen Pseudoevangelien!

Hier (allerdings nur in englischer Sprache):

Rob Bell – der Mann ohne Geheimnisse

41Dk+yk9R3L SX311 BO1 204 203 200Wieder einmal habe ich mir ein Buch von Rob Bell besorgt, da ich vorhatte, eine Besprechung über Die Bibel – faszinierend, einzigartig und voller Geheimnisse zu verfassen.

Daraus wird nun aber nichts. Das Buch ist derartig platt und blutleer, dass ich meine Zeit mit nützlicheren Dingen verbringen werde. Geschrieben ist es – kaum überraschend und sowas von durchsichtig – nach dem Motto: „Gott hat gesprochen; macht mit der Heiligen Schrift, was ihr wollt.“ Postmoderne Hermeneutik – leicht verständlich.

Ein Beispiel soll genügen:

Jesus sagt seinen Jüngern einmal, was sie binden werden, wird gebunden, und was sie lösen werden, wird gelöst sein.

Wovon redet er da?

Binden und Lösen – das war eine im ersten Jahrhundert übliche Weise, um über Interpretation zu sprechen. Jesus fordert seine Nachfolger auf, dass sie jetzt selbst entscheiden sollen, wie sie die Bibel interpretieren.

Es ist, als wollte er sagen:

Ihr habt gesehen, wie ich es mache.
Jetzt seid ihr dran.

Findet raus, was es bedeutet, den Worten Fleisch und Blut zu verleihen.

An eurem Ort,
in eurer Zeit,
in eurer Welt,
findet es raus.

Einmal sagt er, das sei so, wie wenn jemand aus seinem Vorratslager immer neue Schätze birgt.

Wie in:

Du kratzt gerade erst an der Oberfläche.
Da steckt noch so viel mehr drin.
Du bist gerade erst am Anfang.

Einmal sagt er sogar:
Ihr werdet Größeres tun als dies.

Klare Empfehlung: Spart euch diesen Kauf!

Bibel und Gemeinde (1/2018)

BuG2018 1 Seite 1Starke Ausgabe der Zeitschrift BIBEL UND GEMEINDE (BuG) (1/2018). Besonders empfehle ich:

  • Albert Mohler: „Die sexuelle Revolution als aktuelle Herausforderung für die christliche Gemeinde“, (S. 13–20);
  • „Das Interview mit R.C. Sproul und Steven J. Nichols “ (S. 57–62);
  • Thomas Jeising: „Lesen wir die Bibel falsch?: Zum Vorschlag Rob Bells, wie man die Bibel lesen soll“ (S. 62–68).

R.C. Sproul antwortete auf die Frage: „Was entgegnen Sie jemanden, der predigt, dass wir ‚Jesus treu sein sollen‘, anstatt ‚der Bibel treu‘ gegenüber zu sein?“

Meine Antwort darauf ist, dass dies eine falsche Unterteilung ist. Niemand hatte eine größere Wertschätzung für die Bibel als Jesus, und niemand hat eine größere Wertschätzung für Jesus, als es die biblischen Autoren hatten. Wir können doch gar nichts über Jesus sagen außerhalb der Bibel. Einfach gesagt: Jesus-treu zu sein, heißt Bibel-treu zu sein – und Bibel-treu zu sein, heißt Jesus-treu zu sein. Der Gedanke, dass wir losgelöst von den Texten des Paulus, Petrus, Jesaja oder irgendeines anderen biblischen Schreibers Jesus haben oder Treue gegenüber Jesus haben können, ist dem Selbstverständnis von Jesus völlig fremd.

Mehr Informationen über BuG sowie Bezugsmöglichkeiten hier: bibelbund.de/impressum.

Die postmoderne Hermeneutik eines Rob Bell

Rob Bell hat es bei den Evangelikalen in Deutschland zu einer erstaunlichen Popularität gebracht, obwohl er seine dramatisch defizitäre Hermeneutik bereits in dem Buch Velvet Elvis (Gießen, 2007) offengelegt hat. Zitat aus dem Aufsatz „Bibel und Bibelkritik“ (Daniel Facius (Hg.), Der Bibel verpflichtet: Mit Herz und Verstand für Gottes Wort, 2015, S. 264):

Nicht das, was der Text objektiv sagt (kein Text sagt etwas objektiv), sondern das, was der Text in uns auslöst, ist entscheidend für das Textverständnis. Nicht der Ursprungstext ist autoritativ, sondern das, was dieser Text mit uns macht. Gott hat gesprochen, alles andere ist Interpretation. Rob Bell, ein ehemaliger Pastor, dessen Bücher auch in Deutschland von jungen Leuten gern gelesen werden, treibt diese Hermeneutik auf die Spitze. Seiner Meinung nach „ist die Bibel noch nicht abgeschlossen“, sondern muss durch die Ausleger finalisiert werden. Jemand muss bestimmen, was die Texte bedeuten. Jesus habe seinen Jüngern den Auftrag gegeben, „selbst zu entscheiden, wie die Schrift am besten ins Leben umgesetzt wird“. Allerdings dürfen wir nicht erwarten, dass sich die Jünger auf die Bedeutung von Bibeltexten einigen. Wer meint, die Bibel wörtlich nehmen und verstehen zu können, hängt einer „verzerrten und vergifteten“ Sicht der Bibel an. Wir müssen akzeptieren, dass wir beim Auslegen der Bibel immer etwas in sie hineinlegen. „Jede Auslegung ist im Wesentlichen eine persönliche Meinung. Niemand ist objektiv.“ Kurz: Wir können nicht wissen, was Gott sagt. Alles, was wir haben, sind unsere Deutungen, die in der Regel erheblich voneinander abweichen. Wir müssen lernen, damit zu leben.

Rob Bells Gottesleere

Der Verlag Gerth Medien hat Rob Bells „Gottesleere“ Mit dir. Für dich. Vor dir in deutscher Sprache herausgegeben. Das wohlwollende Vorwort stammt von Jürgen Mette, Mitglied beim Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz.

Moritz Breckner hat für das pro Medienmagazin eine empfehlenswerte Rezension verfasst. Vielen Dank!

Zu lesen ist dort:

Unweigerlich erinnert sich der Leser an die Personen, die Bell zu Beginn als Skeptiker angeführt hat. Hilft ihnen dieses eigenwillige Buch, sich dem christlichen Glauben zuzuwenden? Vielleicht spornt sie der erste Teil des Buches an, neu über Gott nachzudenken. Und dann? Statt die Fragen seiner Beispielfiguren nach Frauenordination und Homosexualität aufzugreifen und wenigstens zu erklären, warum es darüber unter Christen Diskussionen gibt, verstrickt sich Bell in esoterisch klingenden Phrasen, die er zwar mühsam von einzelnen Bibelstellen ableitet, die aber mit der biblischen Beschreibung des persönlichen Gottes wenig gemein haben. „Wenn wir aber von Gott sprechen, sprechen wir von der schlüssigen Behauptung, dass alles eine einzelne, allgemeine Quelle hat und unbegrenzt, endlos, zutiefst miteinander verknüpft ist“, schreibt der ehemalige Pastor einer Großkirche.

Warum geht Bell so vor? Der deutsche Autor und Theologe Jürgen Mette prophezeit in seinem überaus lobenden Vorwort, dass sich Bells Kritiker wahrscheinlich dem amerikanischen Theologen Michael Kruger anschließen werden, der in seiner Rezension schrieb, Bell spreche nicht vom Gott der Christen. In der Tat lohnt es, sich mit den Ausführungen Krugers näher zu beschäftigen. Denn der Professor für Neues Testament entlarvt sehr überzeugend, was Bell mit seinem Buch anrichtet: Der progressive Theologe demontiert die gängigen christlichen Bilder von Gott und erklärt anschließend, wie wenig der Mensch über Gott wissen könne, um hinterher sein eigenes Gottesbild auf die Leinwand zu malen. Und bei diesem Gottesbild fehlt alles, was dem postmodernen Gläubigen auch nur die geringste Bemühung abfordert. Eine Energie, die für uns ist, ist schließlich leichter zu akzeptieren als ein Vater, der zur Sündenvergebung das Opfer am Kreuz braucht. Auch wenn Bell sich auf Jesus beruft: Das Problem der Sünde und die Konsequenzen daraus enthält er seinen Lesern vor. Bell schreibe über Jesus, Vergebung und Schuldbekenntnis, „aber unglaublicher Weise entleert er jeden dieser Begriffe seiner biblischen Bedeutung und füllt ihn mit postmoderner Spiritualität“, erklärt Kruger.

Hier mehr: www.pro-medienmagazin.de.

Rob Bell: Bibel macht Kirche irrelevant

Rob Bell und seine Ehefrau Kristen haben kürzlich in der Oprah Show ihr neues Buch Zimzum of Love beworben. Sie unterstützen darin die gleichgeschlechtliche Ehe. Als die Moderatorin Oprah Winfrey fragte, ob die Kirche schon bereit dafür sei, den neuen Weg einzuschlagen, antwortete Rob Bell: „Ein Menge Leute haben das schon getan.“ Und er sagte:

„Ich glaube, die Kultur ist bereits da angekommen. Die Kirche wird noch irrelevanter werden, falls sie für die Verteidigung [ihrer Position zur Sexualethik] 2000 Jahre alte Briefe zitiert.“

Hier der Kommentar von Michael Brown: www.christianpost.com.

Brian, Rob und Don

Rob Bell,  Brian McLaren und Don Miller gehörten vor 10 Jahren zu den Leitfiguren des progressiven Evangelikalismus. Kevin Miller ist der Frage nachgegangen, was diese drei Leute heute denken und tun.

In 2003, the book Blue Like Jazz, by little-known author Donald Miller, appeared in the sky like a blazing comet. Hundreds of thousands of evangelicals shared a moment: Finally, someone’s saying what I’ve been thinking, giving voice to my frustrations and longings about faith, God, and the church. No wonder Paste magazine named Blue Like Jazz one of the „20 Best Books of the Decade.“ Shortly after reading Jazz, I attended a pastors‘ conference, where a breakout session with Brian McLaren had to be moved to the largest room available, and still people leaned against the walls, sat on the floor, and sardined outside the door, hoping to catch a few words from the voice behind A New Kind of Christian and More Ready Than You Realize. McLaren was quickly crowned „One of the 25 Most Influential Evangelicals in America“ by Time. And from where I live outside Chicago, vans were regularly packing in people to drive to Mars Hill Bible Church in Grandville, Michigan, to hear the young phenom Rob Bell, whose Nooma videos had gone viral. Before long, Bell was named one of „The 50 Most Influential Christians in America.“ You could feel hope lifting, see the horizon lighting with a rosy dawn for the evangelical movement. And it was being led by a triumvirate of fresh artists: Brian, Rob, and Don. That was so 2003.

Hier: www.christianitytoday.com.

Die Wurzeln der Emerging Church-Bewegung

Jutta hat unter dem Beitrag über Rob Bells Die Liebe siegt? auf eine Dokumentation über die Wurzeln der Emerging Church-Bewegung verwiesen. Ich habe mir den Film angeschaut und empfehle ihn ebenfalls, insbesondere wegen der vielen O-Ton-Zitate.

In der Dokumentation wird Jürgen Moltmann als großer Inspirator für die emergente Theologie vorgestellt. In meinen kurzen Vortrag „Wofür ist die Kirche da?: Anfragen an die transformative Eschatologie“ (AfeM-Tagung am 5. Januar 2013) bin ich zu einem ähnlichen Urteil im Blick auf die (emergente) Theologie der Transformation gekommen. Hier ein Auszug:

– – –

Vor knapp 30 Jahren war ich als Sachbearbeiter beim 21. Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf angestellt. Damals hieß der Vorsitzende und Kirchentagspräsident Wolfgang Huber. Das Ereignis stand unter der Losung: „Die Erde ist des Herrn“. Gemeint war vor allem: „Die ganze Erde ist des Herrn“. Die Veranstaltung stand noch unter dem Eindruck einer Theologie der Hoffnung für die Welt.

Es war eine Zeit des Übergangs. Die in der Nachkriegszeit dominierenden existentialen (Bultmann) und neo-orthodoxen (Barth) Interpretationen des Evangeliums wurden von der in den 60er Jahren aufkommenden politischen und feministischen Theologie abgelöst. Bahnbrechend für die Entwicklung einer politischen Theologie waren die Arbeiten von Jürgen Moltmann, insbesondere seine Theologie der Hoffnung aus dem Jahre 1964.

Moltmann wandte sich gegen die – wie er es nannte – „transzendentale Eschatologie“ (Theologie der Hoffnung, 11. Aufl., München: 1980, S. 38ff.) und warb für ein Offenbarungsverständnis, das offen ist für die Verheißungsaussagen, die sich nicht jenseitig, sondern in der Geschichte erfüllen. Seiner 1995 erschienenen Eschatologie gab er den Titel: Das Kommen Gottes (Das Kommen Gottes, München: Kaiser, 1995). Gott kommt weder in einem zeitlosen oder übergeschichtlichen Sinne, noch am Ende der Geschichte. Die Welt ist ein offener Prozess, in welchem das Heil und die Vernichtung der Welt auf dem Spiel stehen. „Offenbarung, als Verheißung erkannt und in Hoffnung ergriffen, begründet und eröffnet damit einen Spielraum von Geschichte, der von der Sendung, von der Verantwortung der Hoffnung, durch Annahme des Leidens am Widerspruch der Wirklichkeit und durch Aufbruch in die verheißene Zukunft erfüllt ist“ (Theologie der Hoffnung, 1980, S. 76).

Moltmann fordert eine handlungsfähige Theologie. Karl Marx schrieb 1845 in seinen Thesen über Feuerbach: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern“ (Karl Marx, Thesen über Feuerbach, 1845, MEW 3, S. 7). Moltmann artikulierte knapp 120 Jahre später: „Für den Theologen geht es nicht darum, die Welt, die Geschichte und das Menschsein nur anders zu interpretieren, sondern sie in der Erwartung göttlicher Veränderung zu verändern“ (Theologie der Hoffnung, 1980, S. 74). Auf der Weltmissionskonferenz in Bankok 1972/1973 wirkte Moltmann an der Formulierung eines ganzheitlichen Heilsverständnisses mit: „Ganzheitlich verstanden wird das Heil der Welt durch eine das ganze Leben umfassende Mission der Christenheit bezeugt.“ Er sprach von vier sozialen Dimensionen des Heils: „1. Das Heil wirkt im Kampf um wirtschaftliche Gerechtigkeit gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen; 2. Das Heil wirkt im Kampf um die Menschenwürde gegen politische Unterdrückung durch Mitmenschen; 3. Das Heil wirkt im Kampf um Solidarität gegen die Entfremdung des Menschen; 4. Das Heil wirkt im Kampf um die Hoffnung gegen die Verzweiflung im Leben des Einzelnen“ (in: J. Moltmann, Ethik der Hoffnung, 2010, S. 56).

Inspiriert wurde Moltmann von dem Marxisten Ernst Bloch (1855–1977) sowie von der „Kritischen Theorie“ der Frankfurter Schule, insbesondere durch Max Horkheimer (1895–1973) und Theodor W. Adorno (1903–1969) (vgl. Jürgen Moltmann, Der gekreuzigte Gott, 2. Aufl., München, 1973, S. 10). Seine „Messianische Ethik“ wurde darüber hinaus durch die amerikanischen Bürgerrechtsbewegungen und Martin Luther King angestoßen. Bezug nehmend auf Kings Traum konzipierte Moltmann die Hoffnung auf eine Welt mit gleichen Lebensverhältnissen für alle und der lebensförderlichen „Gemeinschaft der Menschen mit allen Lebewesen auf der Erde“ (Ethik der Hoffnung, Gütersloh: 2010, S. 54).

Die Weltkirchenkonferenz in Uppsala (1968) bezeichnete die Verbindung zwischen einer verheißenen Zukunft und einer erfahrenen Ankunft der Neuschöpfung aller Dinge als „Vorwegnahme des Reiches Gottes“. Im Hintergrund dieser Formulierung steht die Bloch’sche Utopie von der Umkehrung der objektiven Verhältnisse durch die Vorwegnahme des Zukünftigen (vgl. Ethik der Hoffnung, 2010, S. 54).

Heute bündelt Jürgen Moltmann diese handlungsfähige Theologie unter dem Begriff einer „Transformativen Eschatologie“. Diese Eschatologie unterscheidet sich von der lutherischen, reformierten oder täuferischen, da sie das ethische Prinzip der Weltverantwortung aufnimmt (vgl. Ethik der Hoffnung, 2010, S. 60). „Sie leitet zum transformativen Handeln an, um nach Möglichkeiten und Kräften die Neuschöpfung aller Dinge vorwegzunehmen, die Gott verheißen und Christus in Kraft gesetzt hat (Ethik der Hoffnung, 2010, S. 60) „Sie arbeitet an einer entsprechenden Umwertung der Werte dieser Welt, um der kommenden Welt Gottes gerecht zu werden“ (Ethik der Hoffnung, 2010, S. 58). „Die Befreiung der Unterdrückten, die Aufrichtung der Erniedrigten, die Heilung der Kranken und die Gerechtigkeit der Armen sind die bekannten und praktikablen Stichworte dieser transformativen Ethik“ (Ethik der Hoffnung, 2010, S. 60).

Beim Studium der neueren transformatorischen Literatur ist mir bisher nichts begegnet, was die Ethik der Hoffnung Moltmanns einholen könnte. Hinter Slogans wie „Die Welt umarmen“, „Höchste Zeit, umzudenken“, „Die Welt verändern“, „Geliebte Welt“ oder „Jesus, der König“ verbirgt sich wesentlich eine „Theologie der Hoffnung“ für Evangelikale. „Evangelisation ist nicht nur Verkündigung, sondern auch soziale Aktion und ist es immer gewesen“, schrieb Moltmann 1974, als er über die „Aufgaben christlicher Theologie heute“ nachdachte (J. Moltmann, Das Experiment Hoffnung, München, 1974, S. 18).

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Hier nun die Dokumentation:

Brian McLaren: Unterstützung für Rob Bell

Wir leben in aufregenden Zeiten. Das empfehlenswerte Blog „Sex and Culture“ gebraucht im Zusammenhang mit aktuellen ethischen Neuorientierungen das Bild der „Dammbrüche“. Das passt gut. Leider auch im Blick auf die Kirche.

In wenigen Tagen wird die EKD eine Orientierungshilfe zum Familienverständnis herausgeben. Ich rechne damit, dass sich die EKD durch die Verlautbarung ausdrücklich vom jüdisch-christlichen inspirierten Familienbegriff verabschiedet. Schon auf Seite 13 ist zu lesen (Zwischen Autonomie und Angewiesenheit, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013):

Angesichts der Vielfall biblischer Bilder und der historischen Bedingtheit des familialen Zusammenlebens bleibt entscheidend, wie Kirche und Theologie die Bibel auslegen und damit Orientierung geben. Ein normatives Verständnis der Ehe als „göttliche Stiftung“ und eine Herleitung der traditionellen Geschlechterollen aus der Schöpfungsordnung einsprechen nicht der Breite des biblischen Zeugnisses.

Zeitzeichen fragt in der Buchvorstellung, wie es um die Segnung homosexueller Paare stehe (6/13, S. 17)?

Durch das biblische Zeugnis klinge als ,Grundton‘ vor allem der Ruf nach einem verlässlichen, liebevollen und verantwortlichen Miteinander, nach einer Treue, die der Treue Gottes entspreche. Somit „sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften (…) auch in theologischer Sicht als gleichwertig anzuerkennen“.

Diese Entwicklung in der EKD kann kaum überraschen. Doch auch im evangelikalen Raum des Protestantismus tut sich etwas. Steve Chalke wirbt für Anerkennung homosexueller Partnerschaften. Kürzlich hat sich Rob Bell ähnlich geäußert. Unterstützung hat er von Brian McLaren erhalten, der sich im April in einer Videobotschaft dem Votum von Rob Bell anschloss.

Auch dies dürfte Kenner der Szene nicht überraschen. Entscheidend für diese Neuorientierung ist das Bibelverständnis der Verantwortlichen. Sie glauben nicht mehr an die Verbindlichkeit und Kraft des Wortes Gottes und behaupten mit Nachdruck und „gewiss“, dass die Bibel nicht mehr die Norm für theologische und ethische Entscheidungen sein kann. (Ich frage mich dann immer, woher sie in dieser Frage ihre Gewissheit nehmen.) 2007 haben ich in einem factum-Artikel über McLaren dazu geschrieben (nachzulesen auch hier):

Eine konsequente Kontextualisierung des Evangeliums verlange, dass die Heilige Schrift durch die Kultur der heutigen Glaubensgemeinschaft verstanden werde. Die Botschaft der Bibel müsse zusammen mit den Methoden der Verkündigung immer wieder überdacht und modifiziert werden (McLaren, 2003: 210). So kann die Bibel nicht mehr der Maßstab aller Maßstäbe sein, sondern nur noch eine Folie von menschlichen Erfahrungen, durch die Gott sich mehr oder weniger verständlich mitteilt.

Und weiter:

Leider ist zu befürchten, dass genau das eintritt, was McLaren vermeiden will: Die Gegenwartskultur wird die Botschaft des Evangeliums mehr und mehr überdecken. Wenn es nur noch miteinander vergleichbare Kulturen gibt, kann Kultur irgendwann nicht mehr vom Evangelium unterschieden werden. So wird das Christentum mehr und mehr Zeugnis ablegen von der Kultur, die es umgibt. Der Auftrag der Kirche Gottes besteht aber darin, das überzeitliche Evangelium von Jesu Tod und Auferstehung zu bezeugen. Das Evangelium kennt kein Verfallsdatum, sondern „ist den Heiligen ein für allemal überliefert worden“ (Jud 3).

Es ist eingetreten.

Gefühlsanbetung

Mark Galli schreibt in seinem CT-Artikel „Rob Bell’s ‚Ginormous‘ Mirror“, Rob Bell sei so etwas wie ein Gefühlsanbeter. Ist Rob Bell schlichtweg ein Romantiker? Mit dieser Diagnose dürfte Mark Galli ziemlich richtig liegen.

Bell glaubt, unsere Erkenntnis Gottes kommt nicht aus der Lehre, aus der Bibel, dem gepredigten Wort, den Sakramenten, unseren Institutionen oder aus dem, was Jesus offenbarte (alles Wege, auf die Theologen unser Wissen von Gott zurückführen), sondern aus unseren Erfahrungen und Intuitionen – vor allem aus dem Sinn dafür, dass es eine tiefere Realität in, mit und nach diesem Leben gib. Das ist ein Appell an die allgemeine Offenbarung, also daran, wie Gott sich auf natürliche Weise in der Welt bekanntmacht. Klassischerweise enthalten diese Intuitionen auch ein Bewusstsein dafür, dass wir wegen unserer Sünde unter göttlicher Strafe stehen. Nicht für Bell. Er deutet nicht einmal an, dass wir Zweifel an unseren Intuitionen haben sollten, er nimmt einfach an, dass wir ihnen vertrauen können.

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