Wie der Papst in Wirtschaftsfragen irrt

Dankenswerter Weise hat die FAZ einen Aufsatz von Robert Grötzinger über das Verhältnis von Christentum und Marktwirtschaft veröffentlicht (siehe auch hier). Es geht um Fragen wie: Ist das Christentum eine marktfeindliche Religion? Ist es eine Religion für die Armut, gegen die Reichen? Welche Rolle spielen die staatlichen Eingriffe in den Markt?

Grötzinger, Sympathisant der Österreichischen Schule und Gary North-Leser, schreibt:

Das Grundproblem mit Aussagen wie denen des Pontifex ist, dass keine konkreten Ursachen für die genannten strukturellen Probleme der Weltwirtschaft dargelegt werden, sondern sie sich in einer vagen Klage gegen allzu freie Märkte erschöpfen, die aber Unkenntnis offenbaren. Es ist nämlich keinesfalls die „Wirtschaft“, die tötet, wenn, wie der Papst beklagt, „es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht“.

Der Schuldige, wenn man denn einen Schuldigen pauschal nennen will, ist vielmehr der Staat. Jener Staat, der zum Beispiel in Argentinien, dem Heimatland des Papstes, durch interventionistische und Eigentumsrechte willkürlich bedrohende Politik Investoren verschreckt und die Wirtschaft so in Stagnation und Niedergang führt. Ein Staat, der Mindestlöhne festlegt und damit Schwache aus dem produktiven Erwerbsleben ausschließt und sie abhängig von einer Wohlfahrt macht, die er ebenfalls reguliert und beherrscht. Der Höchstmieten festlegt und damit den Wohnungsmarkt einschränkt. Ein Staat, der Unternehmen reglementiert und besteuert, bis sie auswandern oder schließen und damit empfindliche Wohlfahrtsverluste für die bisherigen Arbeitnehmer und deren Gemeinden verursacht. Der andere, unproduktive Unternehmen subventioniert, so dass Ressourcen unproduktiv verwendet werden und der Kapitalstock einer Nation dahinschrumpft.

Hier: www.faz.net.

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12 Kommentare
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schandor
10 Jahre zuvor

„Ein Staat, der Mindestlöhne festlegt und damit Schwache aus dem produktiven Erwerbsleben ausschließt und sie abhängig von einer Wohlfahrt macht, die er ebenfalls reguliert und beherrscht. Der Höchstmieten festlegt und damit den Wohnungsmarkt einschränkt.“

Das hätt ich gern verstanden: Wenn keine Mindestlöhne festgelegt werden, zahlt die Wirtschaft doch nicht einmal das, was ein Mensch zum überleben braucht? Wieso soll das also schlecht sein? Oder das mit den Höchstmieten: Was manche Verbrech, äh, Vermieter so verlangen, ist geradezu menschenunwürdig. Weshalb das nicht beschränken? Bitte erklärs mir, Roderich!

10 Jahre zuvor

[…] geworden durch einen Hinweis auf Ron Kubsch theoblog.de – einem ebenfalls sehr empfehlenswerten Ethik-Blogs mit christlichem Hintergrund – habe ich […]

Jordanus
10 Jahre zuvor

Was ist das anderes als marktliberales Geschwafel? Besser fand ich diesen Artikel dazu:
http://www.badische-zeitung.de/kommentare-1/wider-den-tanz-um-das-goldene-kalb–78911755.html

Roderich
10 Jahre zuvor

Hallo Schandor, 🙂 Danke, dass Du mir das zutraust 🙂 Also: hier meine 2 Eurocents: (solange die DM nicht zurück ist :-)) – Mindestlöhne nutzen denen, die eine Arbeit haben (zumindest bis zum Ablauf der Kündigungsfrist – danach werden sie vielleicht freigestellt), nicht denen, die keine Arbeit haben. – Eine Firma kann nicht mehr bezahlen als der Beitrag der Arbeitnehmer zur Produktivität. Steigen die Löhne alle, müssen manche Firmen Konkurs anmelden, andere Firmen müssen Leute entlassen. – Ein Gesetz für Mindestlöhne hat einen gewissen Nutzen: es garantiert DENEN einen Lohn, die ihn verdient haben, und bei denen die Firmen ihn nicht zahlen würden. Aber das Gesetz hat eben auch viele Nachteile. – Arbeitnehmer werden dann niemanden mehr einstellen, der nicht den Mindestlohn wert ist. Henry Hazlitt in „Economics! Über Wirtschaft und Mißwirtschaft“, S. 159f: Man kann niemandem einen bestimmten Wert verleihen, indem man es für gesetzwidrig erklärt, ihm weniger anzubieten. Man nimmt ihm lediglich das Recht, das zu verdienen, was… Weiterlesen »

schandor
10 Jahre zuvor

@Roderich

Vielen Dank für die ausführliche Analyse!

Liebe Grüße, Schandor

schandor
10 Jahre zuvor

Einige Gedanken dazu: „Eine Firma kann nicht mehr bezahlen als der Beitrag der Arbeitnehmer zur Produktivität.“ Viele Unternehmen fahren solche Gewinne ein, dass sie ihren Arbeitsleistungsgebern das Dreifache zahlen könnten. Deine Aussage bezieht sich also nur auf Klein- und Mittelunternehmen (und selbst da bezweifle ich Deine Aussage, denn die Chefs verprassen das Geld meist). „Steigen die Löhne alle, müssen manche Firmen Konkurs anmelden, andere Firmen müssen Leute entlassen.“ Das ist in einer unfreien Marktwirtschaft immer so. „Ein Gesetz für Mindestlöhne hat einen gewissen Nutzen: es garantiert DENEN einen Lohn, die ihn verdient haben, und bei denen die Firmen ihn nicht zahlen würden.“ Ah. Ja, das verstehe ich. „Arbeitnehmer werden dann niemanden mehr einstellen, der nicht den Mindestlohn wert ist.“ Ha – verraten! Die marxistische Ideologiesprache aufgebrochen! Bravo! Arbeit-Nehmer, das sind die, die die Arbeit derer entgegennehmen, die sie dafür schlecht bezahlen. Hazlitts Analyse verdankt sich seinem Weltbild; er glaubt wahrscheinlich immer noch an das Märchen, hinter unserem Geld stehe irgend… Weiterlesen »

ernst
10 Jahre zuvor

Aus dem Blickwinkel irgendwelcher volkswirtschaftlichen „Schulen“ gibt es also weder Probleme noch Handlungsbedarf, einzig solle sich der Staat am besten aus allem heraushalten? Aber das hat schon historisch nicht funktioniert, und es sei in Erinnerung gerufen, dass auch die Lehre eines gewissen Marx im 19. Jahrhundert ohne die sog. ´Soziale Frage´dieser Zeit kaum gedacht werden kann. Für den Landarbeiter in Brasilien, der durch reiche Grundbesitzer von seinem Boden verjagt worden ist, oder den ausgemergelten Näher in Bangladesh sind das aber keine akademischen Fragen! Schon garnicht solche, auf die eine österreichische oder sonsteine Schule Antwort gäbe. Es geht nicht darum, für alles eine plausible Erklärung aus dem Elfenbeinturm zu geben, sondern auch die Armen in Südamerika oder sonstwo müssen die Chance auf ein menschenwürdiges Leben haben. Wohlgemerkt: ich bin nicht dafür, dass sich der Staat überall einmischt (wie er es gegegenwärtig in Europa bis zum Überdruss tut)! Der freie Markt sei effizienter als der Staat? Das mag sein – fragt sich… Weiterlesen »

Roderich
10 Jahre zuvor

@Ernst, ja, da hast Du recht – die „Idealbedingungen“ der Wirtschaft sind nicht immer gegeben. (Z.B. sind nur selten wirklich die Rahmenbedingungen für Vollbeschäftigung vorhanden, die auch zu den vielen Arbeitsplätzen führen, die wir bräuchten – dazu müssten wir wieder Ludwig Erhard lesen: Steuern senken, Lohnnebenkosten senken etc.). weder Probleme noch Handlungsbedarf, einzig solle sich der Staat am besten aus allem heraushalten? Das wäre doch schon mal eine tolle Handlung, wenn der Staat sich endlich mal mehr zurückziehen würde 🙂 Im Ernst, das würde sehr vieles sehr viel besser machen. 95% unserer Probleme wären gelöst, und wir hätten auch viel mehr Geld übrig, was man entweder privat spenden könnte, oder – von mir aus – was man anderweitig verteilen könnte. Aber das hat schon historisch nicht funktioniert, und es sei in Erinnerung gerufen, dass auch die Lehre eines gewissen Marx im 19. Jahrhundert ohne die sog. ´Soziale Frage´dieser Zeit kaum gedacht werden kann. Dazu steht manch Gutes im Buch von… Weiterlesen »

Roderich
10 Jahre zuvor

Wir überlassen den Verkehr ja auch nicht dem freien Spiel oder der vernunftgeleiteten Einsicht der Autofahrer.

Richtig – das gehört zu den Rahmenbedingungen und stellt auch keinen Eingriff in das Preissystem dar.

ernst
10 Jahre zuvor

@ Roderich – schön, dass wir uns hier in so vielem einig sind! 🙂
Noch ein paar kleine Ergänzungen:
– von ´freier´Marktwirtschaft möchte ich nicht reden; der Begriff der ´sozialen´MW scheint mir da angebrachter (s. Erhard/Müller-Armack);
– was dieser Mr. Gaskell schreibt, ist die Sicht eines Zeitzeugen (daher mit Vorsicht zu genießen), aber wenn er die teils katastrophalen Zustände durch Verweis auf verkommene Elternhäuser relativiert, ist das höchst problematisch und historisch irreführend (gelinde gesagt);
– last not least: auch `Rechtsstaat´ bedeutet eben ´Staat´! 😉

Ansonsten sehe ich, was Du über ´Kollektivismus´ schreibst, ziemlich genauso…

Roderich
10 Jahre zuvor

@Ernst,
ja, gegen den Rechtsstaat sagt glaube ich kaum einer was… (außer die EU, Anti-Diskriminierungsgesetze (Eingriff in die rechtsstaatliche Vertragsfreiheit), Umverteilungsprogramme = Diebstahl etc.)

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