Die Schiebereien beim Berliner Internationalen Literaturpreis

Minuziös stellen Juliane Liebert und Ronya Othmann das Prozedere bei einer Preisverleihung dar, die laut Eigendefinition allein nach der „Qualität des Buches“ entscheidet. Die Preisentscheidung wurde „klar politisch getroffen“, sagen Mitglieder der Jury. Paul Jandl fasst zusammen: 

In einem längeren, gemeinsam für die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ verfassten Text schreiben die beiden Jurorinnen: „Es ging um Nationalität, ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, um Politik und nicht um Literatur.“ Ein Juror wird mit dem Satz zitiert: „Sorry, ich liebe Literatur, aber Politik ist wichtiger.“

Minuziös stellen Liebert und Othmann das Prozedere bei einem Preis dar, der laut Eigendefinition allein nach der „Qualität des Buches“ vergeben wird. Und eben nicht nach politischen oder ethnischen Kriterien. Auf der Shortlist des Preises, der vom Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) und der privaten Stiftung Elementarteilchen vergeben wird, standen: ein senegalesischer Autor, der auf Französisch schreibt, eine südkoreanische Autorin, die in den USA ihre Heimat hat, und eine Russin, die in Berlin im Exil lebt. Ausserdem eine weissrussische, eine mexikanische und eine französische Autorin.

Minuziös stellen Liebert und Othmann das Prozedere bei einem Preis dar, der laut Eigendefinition allein nach der „Qualität des Buches“ vergeben wird. Und eben nicht nach politischen oder ethnischen Kriterien. Auf der Shortlist des Preises, der vom Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) und der privaten Stiftung Elementarteilchen vergeben wird, standen: ein senegalesischer Autor, der auf Französisch schreibt, eine südkoreanische Autorin, die in den USA ihre Heimat hat, und eine Russin, die in Berlin im Exil lebt. Ausserdem eine weissrussische, eine mexikanische und eine französische Autorin. Die Französin Mariette Navarro gehörte in den Vorgesprächen aufgrund der literarischen Qualität ihres Buches „Über die See“ zu den Favoritinnen, allerdings zogen einige Juroren ihre Voten zurück, als klarwurde, dass es drei schwarze Autorinnen nicht auf die Shortlist geschafft hatten. „Eine weisse Französin“, also offenbar der Inbegriff der Privilegiertheit, das gehe nicht. Mit den drei schwarzen Autorinnen war indessen auch Péter Nádas mit seinem Roman „Schauergeschichten“ wieder ins Spiel gekommen. Beim berühmten Ungarn Nádas soll für die Jury-Mehrheit das gleiche Verdikt gegolten haben wie für Mariette Navarro. Zu weiss, zu privilegiert. Ausserdem auch noch von den Feuilletons geliebt. 

Mehr: www.nzz.ch.

Großbritannien verbietet Aufklärung über Transidentität an Schulen

Während Deutschland die Regierung vom Selbstbestimmungsgesetz schwärmt, setzt die britische Regierung ihren strikten Anti-Transgender-Kurs fort. Neue verbindliche Richtlinien sollen das Thema Geschlechtsidentität gänzlich aus den Schulen verbannen. Mandoline Rutkowski berichtet aus London: 

Innerhalb der konservativen Partei wird die Existenz eines Geschlechts jenseits der Mann-Frau-Binarität infrage gestellt. In einer Ankündigung der Regierung heißt es, dass die überarbeiteten Richtlinien für Beziehungs-, Sexual- und Gesundheitserziehung (RSHE) sicherstellen sollen, dass die unterrichteten Inhalte „faktenbasiert“ und „angemessen“ sind.

Den Schulen ist es künftig untersagt, Sexualerziehung vor der fünften Klasse, also vor dem neunten oder zehnten Lebensjahr der Schüler, zu unterrichten. Auch die „umstrittene Theorie der Geschlechtsidentität“ darf nicht mehr behandelt werden.

Bisher heißt es in den Richtlinien für Schulen lediglich, dass Schüler in einem „angemessenen Alter“ über Geschlechtsidentität aufgeklärt werden sollen, ohne dass ein Alter konkretisiert wird. Eltern haben außerdem das Recht, die Unterrichtsmaterialien einzusehen. Die neuen Regeln werden rechtsverbindlich sein, wann sie in Kraft treten, ist noch offen. Auf Nachfrage von WELT, welche Konsequenzen bei Nichteinhaltung drohen, äußerte sich das Bildungsministerium nicht konkret.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Warum konvertieren Protestanten?

Einige der besten und klügsten protestantischen Denker sind in den letzten Jahrzehnten zum römischen Katholizismus übergetreten. Manche von ihnen haben den Protestantismus in Bezug auf Lehre, Geschichte, Ethik und Liturgie als zu oberflächlich empfunden. Chris Castaldo, Mitautor des Buches Why Do Protestants Convert? hat in einem Podcast mit Carl Trueman und Todd Pruitt die psychologischen, theologischen und soziologischen Faktoren erörtert, die hinter diesen Konversionen stehen.

Obwohl die Kritik vieler Konvertiten am heutigen Protestantismus berechtigt sein mag, weist Chris Castaldo darauf hin, dass der historische Protestantismus Antworten auf diese Einwände und außerdem die Ressourcen für eine protestantische Erneuerung enthält.

Hier:

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Polyamory: Kritik von links

Die Begeisterung amerikanischer Magazine für das Thema Polyamorie scheint grenzenlos. Einige Linke sehen diesen Trend sehr skeptisch und erkennen darin den Ausdruck toxischer Selbstbezogenheit. Frauke Steffens schreibt:

Dass die Polyamorie längst von einem alternativen Lebensstil zum leeren Trend der herrschenden Klasse geworden sei, will Harper auch an der neuesten Poly-Autobiographie zeigen. Molly Roden Winter aus Brooklyns Nobel-Ecke Park Slope hat in „More“ viele unbefriedigende sexuelle Begegnungen, weil sie ihrem Mann nicht klar sagen kann, dass sie keine Lust mehr auf den Lifestyle hat.

Was ist mehr „cringe“, als privilegierte Hipster, die ihr Privatleben mitsamt Hochglanzfotos öffentlich ausbreiten? Weniges. Was macht mehr Spaß, als sich über eine mittelalte, mittelreiche, mittelinteressante Mutter aus Park ­Slope zu amüsieren, die nicht merkt, dass sie sich selbst für recht doof verkauft? In diesen Zeiten offenbar: weniges.

Denn, wie Harper düster bemerkt: „Das Klima erwärmt sich, Kriege wüten, und unser Land kriecht auf eine verhängnisvolle Wahl zu – alles Probleme, die wirkliches Handeln verlangen, wirklichen Fortschritt. Und irgendwie ist ‚Mach, was du willst‘ zur Bibel der amerikanischen Oberschicht geworden.“ Polyamorie spiegele eine Mentalität des „Immer mehr“: „Wie das Bruttoinlandsprodukt muss unsere Befriedigung ständig wachsen“, schreibt der Professor am Bates College, der sich selbst als Marxisten bezeichnet.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Selbstdiagnose «trans» ist überwiegend Zeitgeistphänomen

Alexander Korte ist leitender Oberarzt an einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in München. In einem NZZ-Interview redet er Klartext, was den Trans-Trend und die Hormontherapie bei unter 18-Jährigen angeht. Korte freut sich, dass das Gremium der Bundesärztekammer deutliche Grenzen für den Einsatz von Pubertätsblockern bei Kindern fordert. Denn: „Vor allem für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern ist es eine gute Nachricht, denn das biologische Geschlecht ist natürlich nicht frei wählbar. Medikamente zur Blockade der Pubertät sollen ‚nur im Rahmen kontrollierter wissenschaftlicher Studien‘ verabreicht werden. Im klinischen Alltag sehen wir eine immense Steigerung der Diagnose Geschlechtsdysphorie – das ist das, was der Laie als ‚transgender‘ versteht.“

Die Frage, ob die immense Steigerung der Diagnose Geschlechtsdysphorie mit mehr gesellschaftlicher Akzeptanz für verschiedene geschlechtliche Identitäten zusammenhängt, antwortet Prof. Korte: 

Heute sind die meisten Patienten weibliche Jugendliche. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen westlichen Ländern. Wäre allein Toleranz verantwortlich für die exponentielle Zunahme, müsste es auch deutlich mehr Transmänner über vierzig Jahre geben, doch das sehen wir Ärzte nicht. Die Selbstdiagnose «trans» ist überwiegend zum Zeitgeistphänomen geworden. Influencer auf Tiktok und Instagram werben geradezu dafür. Nemo, der «nonbinäre» Schweizer Gewinner des diesjährigen Eurovision Song Contest, wird den Hype noch verstärken. Ärzte und Psychologen sollten sich dem aber nicht unterwerfen. Hinter der Symptomatik Geschlechtsdysphorie stecken häufig ganz andere Probleme.

Mehr: www.nzz.ch.

Eine Welt ohne Männer – endlich

Birgit Schmid hat mal zusammengetragen, wie Feministinnen den Mann zum Sündenbock machen und sich eine Welt ohne Männer vorstellen. Hier ein Auszug: 

Die Vision des heutigen Feminismus ist das Ende des Mannes. Damit verspricht man sich auch ein Ende von Sexismus und sexueller Gewalt. Aktivistinnen sehen in Männlichkeit ein Krebsgeschwür, das entfernt werden müsse. Werdende Mütter sind entsetzt über das männliche Geschlecht ihres ungeborenen Kindes, ein Bub wird als „waste of space“ im Uterus angesehen. Der Hashtag #MenAreTrash verweist die Männer an ihren Ort: in den Abfall.

Diese radikalfeministischen Positionen knüpfen an Vernichtungsphantasien früherer Feministinnen an. Die Amerikanerin Andrea Dworkin bezeichnete Sex zwischen Mann und Frau in den 1970er Jahren als Vergewaltigung der Frau. „Terror strahlt aus dem Mann“, schrieb sie, „Terror erleuchtet sein Wesen, Terror ist sein Lebenszweck.“ Sie stellte sich vor, wie man Männer ausschalten könnte – mit Highheels als Waffe. Die Schriftstellerin Valerie Solanas träumte von einer Welt, in der ausschliesslich Frauen leben. Sie veröffentlichte 1971 ihr „Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer“. Die allerdings psychisch angeschlagene Männerhasserin setzte ihr Anliegen in die Tat um, als sie auf Andy Warhol schoss. Mit Solanas befasste sich Michel Houellebecq in seinem Text „Wozu sind Männer gut?“. Der Mann sei „zu so gut wie nichts mehr gut“, schreibt Houellebecq. „Vorstellbar ist, dass in vergangenen Zeiten, als es zahlreiche Bären gab, die Männlichkeit eine spezifische und unersetzliche Rolle spielte. Und heute, fragt man sich?“ Heute sind sogar Bären die besseren Männer.

Nun lassen sich die Männer nicht auf Knopfdruck aus der Welt entfernen. Hier übernimmt die Literatur. Die Literatur führt die Phantasien von einer Welt ohne Männer aus. Schriftstellerinnen entwerfen feministische Utopien. In diesen Science-Fiction-Romanen bilden Frauen eine Gesellschaft, in der es keine Ungleichheit, keine Kriege mehr gibt. Güter werden geteilt, Frauen und Kinder leben in Sicherheit, die Wirtschaft ist nachhaltig, auch die Umwelt erholt sich.

Mehr: www.nzz.ch.

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40. Todestag von Francis A. Schaeffer

Heute vor 40 Jahren erlag Francis A. Schaeffer nach langer Krankheit seinem Krebsleiden im Alter von 72 Jahren. Ich dem Buch Wahrheit und Liebe: Was wir von Francis Schaeffer lernen können (#ad) schrieb ich 2006 im Vorwort:

In seinen letzten Lebensjahren erinnerte Schaeffer an den klagenden Jeremia. Er war erschöpft und besorgt. Die schleichende Entertainisierung der Evangelikalen Bewegung hielt seiner Meinung nach die Christen davon ab, auf ernste Fragen seriöse Antworten zu geben. Die auch an den evangelikalen Ausbildungsstätten fortschreitende Relativierung der Aussagen der Heiligen Schrift hielt er für eine Tragödie mit vorhersehbaren Folgen. Schaeffer sah betroffen, dass die Verkündigung zu oft nicht durch einen heiligen und barmherzigen Lebensstil gedeckt war. Und es quälte ihn, dass so viele Gläubige auf die großen Herausforderungen in den Lebensrechtsfragen mit dem Rückzug in das bequeme Privatleben oder dem Aufbau ‚seliger Inseln‘ reagierten. Betend und sorgenvoll rief er der Gemeinde zu, auf die Heilige Schrift zu hören und den Gehorsam in der Lehre durch ein entsprechendes Leben zu dokumentieren.

Freundlicherweise haben die Schaeffer-Leser anlässlich des 40. Todestages Texte verfasst. Zunächst der Hinweis auf „40 Jahre nach Francis Schaeffer – was bleibt?“ von Jonas Erne. Uwe Brinkmann hat den Beitrag „Zum 40. Todestag von Francis A. Schaeffer (1912–1984) – eine persönliche Reflexion“ geliefert. Seine ehrlichen Erinnerungen sprechen mir aus dem Herzen:

Ich war gerade dabei, mein eigenes gemeindliches Erbe aufzuarbeiten, das von strenger Gesetzlichkeit geprägt war. In Francis Schaeffer fand ich jemand, der an „Bibeltreue“ den Altvorderen meiner kleinen Fraktion in nichts nachstand, aber gleichzeitig eine intellektuelle Weite ausstrahlte, die ich als echte Befreiung begriff.

Im Rückblick war er ein echter Rettungsanker in meinem intellektuellen Dilemma, die Bibel ernst nehmen zu wollen obwohl ich gleichzeitig mit einen Koffer voll ungelöster Fragen unterwegs war. Ohne die Hilfe von Schaeffer wäre ich wahrscheinlich in einer Sackgasse gelandet, oder hätte meinen ererbten Glauben ‚dekonstruiert‘, wie wir es 40 Jahre später, überall erleben.

Das jemand, der die Bibel ernst nahm und das Thema Weltmission und Gemeinde als Herzensanliegen verteidigte, sich gleichzeitig mit philosophischen Fragen beschäftigte und sich „sogar“ mit Fragen der Kunst und des Umweltschutzes auseinandersetzte … –, das war für mich geradezu unerhört. Francis Schaeffer wurde in meinen frühen 20-ern zu einer wahnsinnig starken Ermutigung, die ganze geschöpfliche Wirklichkeit als die eine Welt Gottes zu verstehen und mein Leben nicht in einen religiösen und weltlichen Teil aufzuspalten.

Das in seinem Vermächtnis von 1984 nachgedruckte „Kennzeichen des Christen“ hat mich tatsächlich zu Tränen gerührt, weil hier für mich die Spannung zwischen Einheit und Reinheit der christlichen Kirche – was mein traumatisches Metathema war – aufgearbeitet wurde: „Wer hat aber je von einer Konferenz gehört, die von der Frage bestimmt war, wie wahre Christen durch ihr Handeln Gottes Heiligkeit und gleichzeitig Gottes Liebe vor den Augen der Welt darstellen können? Wer hat je von Predigten oder Schriften gehört, die eingehend darlegen, wie man nach zwei Grundsätzen leben kann, die einander auszuschließen scheinen: 1.) nach dem Grundsatz der Reinheit der sichtbaren Kirche in Bezug auf Lehre und Wandel und 2.) dem Grundsatz der sichtbaren Liebe und Einheit unter allen wahren Christen?“

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Gibt es psychische Erkrankungen?

Vor einigen Wochen hat Pastor John F. MacArthur öffentlich behauptet, dass es so etwas wie psychische Erkrankungen nicht gibt. Er nannte konkret die „Aufmerksamkeitsdefizit-Störung mit Hyperaktivität“ (ADHS) oder die „Posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS). Als jemand, der sich gegen die Psychologisierung der Seelsorge gestellt hat und stellt und der sich dafür ausspricht, sich kritisch mit den Ansichten und Einsichten der Psychologie auseinanderzusetzen, widerspreche ich in diesem Punkt. Ein Seelsorger, der die Existenz von psychischen Erkrankungen leugnet, wird die Dynamik von psychischen Erkrankungen nicht verstehen können. Ratsuchenden hilft das nicht.

Ich empfehle dazu einen Videokommentar von Gavin Ortlund:

Das Evangelium nach Taylor Swift

Sally-Jo Durney hat für die TAGESPOST die beiden „Taylor-Swift-Gottesdienste“ in der Heidelberger Heiliggeistkirche besprochen: 

Vor der etwas ausgedünnten Gemeinde geht der Gottesdienst mit Swifts LGBTQ-Hymne „You Need To Calm Down“ in die erste Runde. Pfarrer Petrarca lädt dazu ein, zu dem basslastigen Stück „zur Ruhe zu kommen“ und „den Moment aufmerksam zu genießen“. Einige wippen mit den Fußspitzen im Takt und formen den Text des Donald-Trump-Disstracks mit den Lippen mit. Es folgt ein Gebet und eine Lesung aus dem 1. Korintherbrief mit dem berühmten Lob auf die Liebe: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf“, tönt es durch die Kirche. Swift, so Petrarca, singe viel über die Liebe. Die, so der Pfarrer, bekennende Christin, setze sich mit Liedern wie „You Need To Calm Down“ für Toleranz und Liebe ein. „Da sind wir als Heiliggeistkirche ganz bei ihr!“ Spontaner Applaus.

Dass Swift regelmäßig den Unmut radikaler Fans gegen ehemalige Liebhaber verursacht, kommt nicht zur Sprache. Auf die Frage, ob es angesichts der Glorifizierung von emotionaler und möglicherweise auch physischer Untreue im neuesten Swift-Album angemessen sei, Swifts Lebensstil als christlich darzustellen, erklärt Petrarca, dass auch Jesus sich Ehebrechern zugewandt hatte. „Auch Luther hatte sehr dunkle Seiten“, so der Pfarrer. Ob es nicht einen Unterschied mache, ob man Dunkles in der Vergangenheit habe oder es in eigenen Texten glorifiziere? „Natürlich macht das einen Unterschied. Aber wir glorifizieren ja nicht Taylor Swift.“ 

Swift verstehe das Christentum politisch, erklärt der Pfarrer. So konterte sie auch die Kritik an den Emissionen ihres Privat-Jets, indem sie diese mit CO2-Zertifikaten kompensierte. Viele Umweltschützer kritisieren dieses System als eine Art ökologischen „Ablassbrief“, weil die Zertifikate den Schaden nicht wettmachen – und sehen das Prinzip von CO2-Zertifikaten auch als Zeichen finanzieller Ungleichheit. Pfarrer Petrarca entgegnet: „Uns geht es nicht darum, Taylor Swift heilig zu sprechen.“ Die Veranstalter hätten bewusst den Titel „Anti Hero“ für den Gottesdienst gewählt. „Sie hat dunkle Seiten und singt sogar ein ganzes Lied darüber“. Das Thema Geld und Christentum sei sehr herausfordernd. Die Anfrage Jesu, eher gehe ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel, ergehe an jeden von uns. 

Mehr: www.die-tagespost.de.

The New (Old) Apostolic Reformation

Die Neue Apostolische Reformation (New Apostolic Reformation, NAR abgekürzt) ist eine der am schnellsten wachsenden Bewegungen innerhalb bzw. an der Peripherie des nordamerikanischen Christentums. Einer der prominentesten Vertreter der NAR, Bill Johnson – leiter der Bethel Church in Redding (Kalifornien, USA), wird in wenigen Wochen in München an der Glaubenskonferenz UNUM24 teilnehmen. 

Wer steckt eigentlich hinter der NAR und was sind ihre Anliegen? In einem Podcast diskutieren Michael Horton, Bob Hiller, Walter Strickland und Justin Holcomb darüber, woher diese Bewegung kommt, was ihre Lehren von Dominionismus, neuen Aposteln und direkter Offenbarung sind, und warum ihre Lehren in der zeitgenössischen christlichen Musik so präsent sind. Sie sprechen auch darüber, warum evangeliumszentrierte Gemeinden die Türen für die NAR nicht öffnen sollten.

Hier: 

 

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Hat der Protestantismus in Europa eine Zukunft?

Die katholische TAGESPOST schreibt

Noch im 19. Jahrhundert schienen in Deutschland Nationalromantik, Modernismus, Zukunftsvertrauen, Patriotismus, Hohenzollern und Protestantismus mehr oder weniger Hand in Hand zu gehen; „Rom“ galt mit allem, wofür es historisch und theologisch stand, als anachronistisch und „undeutsch“. Nun aber müssen die Protestanten nicht nur in Deutschland, sondern weiten Teilen Europas sich der Aussicht stellen, dass sie in absehbarer Zeit als Volks- und Traditionskirchen aussterben und den Menschen nur noch in Geschichtsbüchern oder hoch volatilen Freikirchen entgegentreten. In der Geschichte wäre das freilich nichts Neues: Auch der Buddhismus, einst zentrale reformatorische Kraft gegen den „Formalismus“ und Ritualismus des Hinduismus, ist letztlich auf dem Subkontinent ausgestorben und kann dort nur noch museal bestaunt werden. Lediglich in Ostasien hat er durch die Symbiose mit Animismus, Daoismus und Konfuzianismus überlebt. Ist es angesichts der analogen Implosion der Church of England und des skandinavischen Protestantismus unmöglich, sich ein Europa vorzustellen, in dem der Protestantismus nur noch eine historische Reminiszenz ist?

Wie groß die Verzweiflung und Orientierungslosigkeit in der Evangelischen Kirche ist, zeigt auch ein Pläydoyer der Pfarrerin Hanna Jacobs. Sie schlägt vor, die Sonntagsgottesdienste ganz abzuschaffen. Das sei würdevoller, als so lange zu warten, bis keiner mehr kommt. Die Vorstellung – so Jacobs, dass sich eine Gemeinschaft darüber konstituiere, dass alle, die dazugehören, zur selben Zeit am selben Ort sein müssen, entstamme dem vormodernen Denken.

Zitat: 

Am Sonntagmorgen wird für die kleine Schar der Anwesenden eine Volkskirche inszeniert, die es nicht mehr gibt. Für Protestanten mag das überwältigende Desinteresse an diesem flächendeckenden Erbauungsangebot bitter sein, für katholische Geistliche muss es ärgerlich bis absurd sein. Unter enormem Kraftaufwand ermöglichen die immer weniger (und älter!) werdenden Priester es den Gläubigen, ihrer Sonntagspflicht nachzukommen. Denn jeder Mensch katholischen Glaubens ist eigentlich dazu verpflichtet, am Sonntag an einer Messe teilzunehmen, wobei der Samstagabend großzügigerweise ebenfalls gilt. Doch mehr als 94 Prozent der Katholiken setzen sich über diese Pflicht hinweg, Tendenz steigend.

Dass die beiden Großkirchen stoisch am Gottesdienst als ihrem Aushängeschild schlechthin festhalten, ist Realitätsverweigerung. In den Generalvikariaten und Landeskirchenämtern weiß man um die Randständigkeit des Sonntagsgottesdienstes, mitunter wird er auch öffentlich als Auslaufmodell bezeichnet. Ironischerweise ist das auch ein Symptom des andauernden Schrumpfungsprozesses, denn anhand der Ratio ein „Gottesdienst pro Kirche“ können personelle Ressourcen relativ vergleichbar verteilt werden. Fusionieren zwei Gemeinden, wird penibel darauf geachtet, dass die sogenannte „gottesdienstliche Versorgung“ in allen bestehenden Kirchengebäuden aufrechterhalten wird, und zwar gerecht verteilt. Für Gottesdienste im wöchentlichen Wechsel oder nacheinander fällt dann halt etwas anderes weg, der Kindernachmittag oder das Seniorenfrühstück. Der Ritus hat Vorrang. 

Ich sehe das anders. Eine Kirchengemeinde, die sich als Trägerin des göttlichen Wortes erweist und das Evangelium auf den Leuchter stellt, hat etwas zu sagen, was sich die Welt selbst nicht geben kann. Dort, wo die Gute Nachricht laut zu hören ist, werden auch in Zukunft Menschen zusammenkommen, um „den Namen unsres Herrn Jesus Christus“ an zurufen (1Kor 1,2).

Die Entweihung des Menschen

Soziologen und Philosophen haben versucht, mit markanten Begriffen charakteristische Eigenschaften der Moderne bzw. Spätmoderne zu beschreiben. Sehr bekannt geworden sind „Entzauberung“ (Max Weber -> Moderne) und „Verflüssigung“ oder „Liquidität“ (Zygmunt Bauman -> Spätmoderne). Carl Trueman, Redner auf der E21-Hauptkonferenz im Juni (vgl. hier), fügt diesen beiden Kategorien noch eine dritte hinzu: die „Entweihung“.

Trueman schreibt:

Die Abschaffung des Menschen, wie Lewis sie beschreibt, findet vor dem Hintergrund zweier Aspekte der Moderne statt: der Entzauberung und der sich beschleunigenden Liquidität. Allerdings, so meine ich, ist für ein angemessenes Verständnis unserer Zeit eine dritte Kategorie hinzuzufügen: die der Entweihung. Der Mensch ist erschaffen nach dem Bild Gottes. Das macht die Abschaffung des Menschen zu einem theologischen Akt mit theologischen Konsequenzen. Für sich genommen bringen weder Entzauberung noch Liquidität diesen Aspekt des Problems angemessen zum Ausdruck, das theologische Konzept der Entweihung hingegen schon.

Das wird uns klarer, wenn wir über die erklärungsschematischen Grenzen von Entzauberung und Liquidität nachdenken. Die erste besteht darin, dass diese Konzepte nur auf den Verlust von etwas hinweisen, was einmal war. Entzauberung verweist auf den Verlust von Verzauberung. Während einst das Übernatürliche das Natürliche durchdrang und das Transzendente die Bedingungen für das Immanente festlegte, bleiben heute nur noch das Natürliche und das Immanente übrig. Ähnlich verhält es sich mit der Liquidität: Wir haben nicht mehr, wie Marx es ausdrückt, ständische und stehende Verhältnisse. Alles richtig – aber der Zustand der Moderne beschränkt sich nicht, wie wir sehen werden, auf diese Verluste.

Das zweite Problem ist, dass Entzauberung und Liquidität einen Mangel an menschlichem Handlungsvermögen suggerieren. Beide sind das Ergebnis unpersönlicher sozialer Prozesse: Industrialisierung, Bürokratisierung, Technologisierung, Globalisierung. Verbunden mit diesen Prozessen ist die Verdinglichung der Phänomene, auf die sie sich beziehen, im allgemeinen Sprachgebrauch: Industrie, Bürokratie, Technologie, die globale Wirtschaft. Jedes dieser Phänomene nimmt in unserem Denken ein Eigenleben an; in diesen Prozessen treten wir Menschen als austauschbare Objekte auf, nicht als aktive Subjekte oder Personen. Doch die Prozesse selbst sind das Ergebnis menschlichen Handelns. Wenn wir zu Rädchen in der Maschine geworden sind, dann deshalb, weil wir die Maschine gebaut haben.

Darüber hinaus dürfen wir den Einfluss und das Wirken kultureller Eliten – der Rechts-, Bildungs-, Technologie-, Kunst-, Manager- und politischen Klassen – nicht außer Acht lassen. In der Vergangenheit sahen sich diese Eliten mit der Aufgabe betraut, Kontinuität zu garantieren; das geschah durch die Wertevermittlung von Generation zu Generation und die sorgfältige Pflege der für diese Aufgabe notwendigen Institutionen und sozialen Praktiken. Heute ist der vorherrschende Impuls unserer Eliten Zerrüttung, Zerstörung und Zerstückelung. Die Abschaffung des Menschen ist ein bewusstes Projekt der Offiziersklasse unserer Kultur, nicht einfach nur das Ergebnis unpersönlicher sozialer und technologischer Kräfte. Für sich genommen, reichen die Kategorien der Entzauberung und Liquidität nicht aus, um dieses Projekt angemessen zu verstehen.

Das dritte Problem besteht darin, dass weder Entzauberung noch Liquidität die theologische Signifikanz der Veränderungen berücksichtigt, die die Moderne in Bezug auf das Verständnis des Menschseins mit sich gebracht hat. Man muss kein Christ (und nicht einmal Theist) sein, um zu begreifen, dass diese Transformationen theologisch bedeutsam sind. Sowohl bei Marx als auch bei Nietzsche ist „Entweihung“ ein Teil ihres Verständnisses der modernen Welt. In derselben Passage des Kommunistischen Manifests, in der verkündet wird, dass alles Stehende verdampft, wird erklärt, dass alles Heilige entweiht wird. Und Nietzsches „toller Mensch“ macht sehr deutlich, dass Gott nicht nur in der moralischen Vorstellung aufgehört hat zu existieren, sondern tot ist – mehr noch, dass wir ihn getötet haben. Diese Tötung Gottes ist sicherlich der ultimative Akt aktiver Entweihung.

Sowohl Nietzsche als auch Marx bewerten diese Entweihung positiv. Für Marx ist Religion ein Opiat, das das Proletariat daran hindert, den vollen Schmerz zu spüren, den der Kapitalismus verursacht. Religionskritik ist daher von zentraler Bedeutung für das revolutionäre Projekt. Entweihung ist eine Voraussetzung für die Verwirklichung der kommunistischen Utopie. Für Nietzsche ist der Tod Gottes, auch wenn er eine erschreckende Verantwortung auf die Schultern der Menschen legt, eine notwendige Voraussetzung für die Selbsttranszendenz des Menschen. Die Frage ist nur, ob wir dieser Aufgabe gewachsen sind.

Mehr: www.evangelium21.net.

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Methodisten: Progressive Machtergreifung

Paul und Peter Bruderer aus der Schweiz haben die Generalkonferenz 2024 der Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland (EmK) ausführlich kommentiert. Sie schreiben: „Die weltweite Methodistische Kirche ist vergangene Woche zu einer Regenbogenkirche mutiert. Nachdem 2023 tausende konservative Kirchen den Verband verlassen haben, setzt der liberale Flügel, der nun in der Mehrheit agiert, seine LGBT+-Agenda konsequent durch.“

Hier ein Auszug aus dem Beitrag von von Paul und Peter:

Gemäss den neuen Vorgaben der Methodistischen Kirche wird vieles möglich:

  • Ausgelebte Sexualität in wilder Ehe
  • Ausgelebte Sexualität, ohne zusammenzuleben
  • Polyamouröse Beziehungs-Netzwerke die gemischt hetero- und homosexuell sein können
  • Ausgelebte Homosexualität in den gleich verschiedenen Formen wie in der Heterosexualität
  • Weil inzestuöse Beziehungen einvernehmlich sein können, sind auch solche im Grundsatz nicht ausgeschlossen – auch wenn die methodistischen Leiter dies selbstverständlich im Moment bestimmt ausschliessen wollen. Sie brauchen jedoch eine Grundlage, mit welcher sie begründen können, warum inzestuöse Beziehungen auszuschliessen sind. Diese Grundlage haben sie letzte Woche abgeschafft.

Ein Blick in weitere Entscheidungen der Konferenz macht klar, dass in der Methodistischen Kirche das vollständige ‚woke‘ Programm umgesetzt werden soll. Einige Beispiele müssen uns genügen:

Alle Konferenzredner waren angehalten, sich am Anfang ihrer Voten nach den Vorgaben der Intersektionalität zu identifizieren. Es reichten nicht Namen und Herkunftsland, sondern Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Pronomen und dergleichen wurden da schon erwartet. Diese Vorgabe sorgte bei den angereisten Vertretern des globalen Südens für erhebliche Irritationen.

Die Teilnehmer waren angehalten, im Sinne einer geschlechtergerechteren Haltung, „ausschliesslich männliche Sprache über Gott“ zu vermeiden. Wohl deshalb wurde im Rahmen des Abschlusssegen der Aufruf, das Werk des „Königreiches“ zu tun, kurzerhand umgeschrieben. „König“ ist wohl ein männliches Wort und schmeckt nach Patriarchat.

Abtreibungsrechte wurden forciert. So wurde eine Petition angenommen, in der erklärt wurde, „staatliche und bundesstaatliche Gesetze und Verordnungen, die den Schwangerschaftsabbruch verbieten“, würden „das Recht einer Person auf das gesamte Spektrum der reproduktiven Gesundheitsfürsorge“ Das ‚Recht auf Abtreibung‘ ist seit jeher ein integraler Bestandteil der modernen sexuellen Revolution (die eigentlich eine Devolution in heidnische Umstände ist).

Eine Resolution wurde angenommen, in der Vermögensverwalter angehalten werden, keine Gelder in Israel zu investieren, welches man als unterdrückende, gar ein Genozid verübende Besatzungsmacht sieht. Damit schwenken die Methodisten in ihrer Israelpolitik auf den Kurs der antisemitischen BDS-Bewegung Damit werden die neomarxistischen Wurzeln der aktuellen innermethodistischen Umwälzung blossgelegt.

Es ist bedauerlich, dass das reiche geistliche und soziale Erbe der Methodistischen Kirche eine solche Entwicklung nimmt. Die Methodistische Kirche wendet sich mit diesen Schritten von ihren biblischen Wurzeln und von ihrem Herrn Jesus Christus ab. Sie schöpft nun lieber aus anderen Quellen und lässt sich von anderen Personen und Ideologien inspirieren.

Obige Beobachtungen zeigen leider einmal mehr, dass es eine Illusion ist zu meinen, man könne den liberal-progressiven Anliegen mit leichter Akkommodation den Wind aus den Segeln nehmen. Akkommodation ist für Progressive lediglich die Basis für die nächste Forderung. Die Vision ist nie der Konsens, sondern immer die Revolution. Hat man erstmal die Zügel der Macht in der Hand wird ‚gesäubert’, ‚umgeschrieben’, ‚neu definiert’. Die neue Hegemonie wird etabliert. Und wie im Fall der Methodistischen Kirche, wird diese Machtübernahme auch noch als Entwicklung in die Toleranz und Achtsamkeit gegenüber Andersdenkenden verkauft.

Es gehört quasi zum Standardvorgehen links-progressiver Liberaler im ‚queeren’ ihrer Kirchenverbände, zuerst einmal an die gegenseitige Ambiguitätstoleranz zu appellieren. Dieser Ruf nach bewusst gelebter Unschärfe in der Theologie und Ethik ist jedoch nur der erste Schritt. Der Absolutismus wartet nur zu oft gleich um die Ecke. Es gibt genügend Beispiele dafür, auch im deutschen Raum.

So hat 2015 der damalige Präses des Gnadauer Verbandes Michael Diener verkündet, er sei in der kirchlichen Frage nach der Ehe für alle „aus tiefster Überzeugung plural“. Neun Jahre später kommen in seinem freudigen Kommentar zum aktuellen Entscheid der Methodisten nur noch absolute Töne: „es kann keine Kompromisse geben“.

Gemäss Bestsellerautor James Lindsay laufen ‚woke‘ Machtübernahmen in Organisationen stets nach gleichen Mustern ab. Lindsay unterscheidet 5 Stufen der Machtübernahme. Erst wird Zutritt in die Organisation verlangt (1). In einem zweiten Schritt wird eine (zunehmende) Akkommodation gefordert, also spezifische Zugeständnisse an die Bedürfnisse und Vorstellungen der Protagonisten (2). Als nächstes wird die Einbindung in Leitungsgremien verlangt (3), also Zugang in die Machtstruktur der Organisation mit dem Ziel, die Kontrolle über die Leitungsgremien zu erlangen und damit die Regeln in der Organisation bestimmen zu können (4). Im letzten Schritt geht es um die Durchsetzung der Macht auf allen Ebenen der Organisation (5).

Hier der empfehlenswerte Artikel: danieloption.ch.

Freundschaft plus

Der Autor Ole Liebl plädiert in der FAZ dafür, mehr von einer Freundschaft zu fordern – auch Sex. Er nennt das „Freundschaft plus“. Aus der Sicht von Liebl würden solche Freundschaften letztlich die Beziehungen zwischen Menschen entlasten. Daher möchte er, dass für dieses Modell ein rechtlicher Rahmen gefunden wird.

Dieser Vorschlag ist nicht denkbar ohne eine Umwälzung der Geschlechterverhältnisse und eine tiefgreifende Veränderung unserer Vorstellungen von Sexualität und Liebe. Die Foucaultsche Transgression wird vorausgesetzt. Das gibt Ole Liebl offen zu, wenn er sagt:

Die Freundschaft plus mag als etwas obskures Thema gelten und nur eine kleine Gruppe an Menschen betreffen. Dass sie als Symptom einer sexuell liberalen Gesellschaft überhaupt entstehen konnte, setzt voraus, dass Männer und Frauen befreundet sind. Dass Sexualität außerhalb der Ehe nicht mehr mit Strafen oder gesellschaftlicher Ächtung bewehrt ist. Dass es Verhütungsmittel gibt. Es musste sich so viel an gesetzlichen und ethischen Normen sowie den Geschlechterverhältnissen ändern, damit die Freundschaft plus überhaupt möglich wurde. Und das sind Entwicklungen, die alle Leute betreffen.

Auf die Frage, was denn Sex mit einer Freundschaft macht, antwortet Liebl übrigens:

Das kann nicht vorhergesagt werden. Sex ist ein zweischneidiges Schwert. Es kann passieren, dass Sex eine Freundschaft zerreißt. Aber Sexualität ist eben auch in der Lage, eine Freundschaft zu vertiefen und auf eine andere Ebene zu heben. Wir sind Menschen mit einem Körper, der sich nach Nähe sehnt, nach Berührungen, nach Gehaltenwerden, nach Geborgenheit. Und ich weiß nicht, warum Freundschaften ohne diesen Teil auskommen sollten. Das muss nicht sein. Wenn Begehren und Einverständnis da sind und der Mut oder die Lust, das zu probieren, dann möchte ich dazu ermutigen. Wir dürfen der Freundschaft mehr zutrauen, mehr von ihr fordern, ja überhaupt: mehr Freundschaft wagen.

Dass „Freundschaft plus“ die direkte Konfrontation mit der christlichen Ethik sucht, muss hier nicht weiter ausgeführt werden. Das Modell wird dort, wo es sich durchsetzt, Enttäuschungen, Verletzungen und ein schweres Erbe hinterlassen. Sexualität benötigt einen verbindlichen Schutzraum wie ihn nur eine Ehe bietet. Ich nutze daher die Gelegenheit, um noch einmal auf die Verteidigung der biblischen Sexualethik in Schönheit und Relevanz hinzuweisen.

Evangelische Kirche verliert 593.000 Mitglieder

Nur noch rund 20 Prozent der deutschen Bevölkerung sind Mitglieder in der Evangelischen Kirche. Den Mitgliederschwund konnten auch Taufen und Wiedereintritte im vergangenen Jahr nicht aufhalten. Die FAZ meldet: 

Die evangelische Kirche hat im vergangenen Jahr in Deutschland abermals mehr als eine halbe Million Mitglieder verloren. Wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag in Hannover mitteilte, gehörten ihr zum Stichtag 31. Dezember 2023 rund 18,6 Millionen Menschen an. Das entspricht einem Rückgang von rund 593.000 und 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit erreichte der Mitgliederverlust einen neuen Höchstwert. Rund 21,9 Prozent der deutschen Bevölkerung sind demnach noch Mitglied einer der 20 evangelischen Landeskirchen (2022: 22,7 Prozent). Auch die Einnahmen aus der Kirchensteuer sanken im Jahr 2023, und zwar um 5,3 Prozent auf gut 5,91 Milliarden Euro.

Mehr: www.faz.net.

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